Schlagwort: Techniker

Auffallen, ohne aufzufallen

Maschinenraum des Internets ++ Arbeiten im Rechenzentrum

Im Maschinenraum des Internets sind noch Stellen frei. Speziell am Hub Frankfurt gibt es viele Möglichkeiten, vor allem für Techniker. So steht es in den Jobportalen. Was dort allerdings nicht steht: Dass, wer hier arbeiten will, eine Qualifikation mitbringen sollte, die in keiner Ausbildung gelehrt wird.

Mit der IT verhält es sich schließlich so: Jeder will sie benutzen, ohne darüber nachzudenken. Alles soll intuitiv, verlässlich, sicher funktionieren. Wer mit IT arbeitet – und wer tut das nicht? – möchte nicht darüber nachdenken, ob heute wohl wieder alles flutscht und warum. Wer mit IT arbeitet, erwartet, dass die IT funktioniert. 

Anerkennung setzt Sichtbarkeit voraus, aber wer für das Funktionieren der IT Verantwortung trägt, wird oft erst dann sichtbar, wenn nichts mehr geht. Selbst wenn die mehr oder weniger unsichtbare, hochmoderne Infrastruktur in mehr als 99,999 Prozent der Zeit unbemerkt vor sich hinfunzt. Das kann frustrierend sein.  

Der beste Schutz vor Frust ist Selbstwirksamkeit. Diese Erkenntnis ist auch in unserer Branche angekommen, weshalb wir vor einiger Zeit angefangen haben, uns selbst um Sichtbarkeit und Anerkennung zu kümmern. Das erklärt, warum Rechenzentren neuerdings nicht mehr nur reine Zweckbauten sind, sondern auch mal eine architektonisch auffällige Fassade spendiert bekommen.

Maschinenraum des Internets ++ FRA15 – Interxion Rechenzentrum
Rechenzentrum FRA15 © Interxion

Und es erklärt die Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland, die mit einigem Nachdruck darauf hinweist, welche Rolle die grundlegende Netzwerkinfrastruktur für die Wirtschaft und längst auch für das Funktionieren einer offenen und freien Gesellschaft spielt. Rechenzentrumsbetreiber, Colocation-Anbieter, Internet Service Provider, Carrier, Cloudanbieter, Softwarehersteller und Vertreter aus der Anwendungsindustrie machen sich hier gemeinsam sichtbar und werben um Anerkennung, die sich gerne auch in unterstützender, statt hemmender Standortpolitik bemerkbar machen darf.

Und wir machen mit Botschaften wie diesen auf uns aufmerksam, mit denen der Nutzen einer modernen IT herausgestellt wird: „Die IT wird vom Kostenfaktor zum Innovationstreiber.“ „Kosten senken und Umsatz steigern durch effiziente IT .“ „Neue Märkte erschließen mit besserer Connectivity.“ Allesamt Botschaften mit denen, die IT primär aus der Anwenderperspektive kennen, dazu gebracht werden sollen, genauer hinzuschauen und zu entdecken, welche phantastische Arbeit ganz unten erbracht wird.

In klugen Unternehmen ist das nichts Neues. Hier ist der Wert einer funktionierenden und neue Wege erschließenden IT bekannt. Mehr Sicherheit, weniger Latenz. Mehr Connectivity, weniger Kosten. Neue Märkte, mehr Kunden, mehr Vielfalt beim Angebot möglicher Partner. Mehr von alledem, was letztlich zu den Metriken führt, die zum unternehmerischen Erfolg beitragen: Mehr Reichweite, mehr Kunden, mehr Aufmerksamkeit, mehr Umsatz. Mehr Gewinn.

Hier könnte die Geschichte enden. Ein kluges Unternehmen, das die Bedeutung der IT-Infrastruktur erkennt, entsprechend handelt und sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denjenigen sichert, die weniger vorausschauend und agil managen.

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eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

Wem würde eine solche Geschichte, eine typische Success Story nicht gefallen? Wer würde sie nicht für eine gute Geschichte halten? Nun. Vielleicht diejenigen, die nach uns kommen? Oder alle die, die schon heute nicht nur danach fragen, „warum“ wir etwas tun. Sondern die auch wissen wollen „wozu“? 

Kausaler versus modaler Zusammenhang

Warum und wozu: Zwei Fragewörter, die eigentlich recht ähnlich sind, die auch oft ganz ähnlich gebraucht werden, die aber doch ganz unterschiedliche Antworten ermöglichen. Das wird in den drei oben genannten Botschaften deutlich. Sie alle zielen nicht nur auf das Warum ab, sondern ganz konkret das Wozu? Es geht dabei nicht um kausale Zusammenhänge. Wer nur nach dem kausalen Zusammenhang fragt, ist schneller zufrieden zu stellen: 

„Warum brauchen wir eine vernünftige IT?“ 
„Um unsere Daten verarbeiten zu können!“

 
Wer aber nach einem modalen Zusammenhang fragt, will es genauer wissen. 

„Wozu brauchen wir eine vernünftige IT?“ 
„Um unsere Daten verarbeiten zu können.“ 
„Und wozu diese Datenverarbeitung?“ 
„Um unseren Kunden ein besseres Nutzererlebnis bieten zu können?“ 
„Und wozu das bessere Nutzererlebnis?“ 
„Damit unser Laden nicht pleite geht.“ 
„Und wozu genau braucht es nochmal Ihren Laden?“ 
„Öhm. Da muss ich etwas ausholen.“
„Oder erst noch mal in Ruhe nachdenken?“

Sich der Frage nach dem Wozu zu stellen, ist anstrengend. Es ist aber auch wichtig. Gerade in einer so energieintensiven Branche wie unserer.

Mein Tipp, für alle, die „sich verändern wollen“ und daher freie Stellen im Maschinenraum des Internets scannen: Fühlen Sie Ihren potenziellen Arbeitgebern ruhig mal mit der Frage nach dem Wozu auf den Zahn. Die Antwort könnte Ihnen einiges darüber verraten, ob Sie Ihre Zukunft in die Sorte Geschäftsmodell investieren, nach dem zurzeit alle suchen: ein sinnvolles und nachhaltiges.

Fotos © Dotshock | Envato Elements Pty Ltd.

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